Suggestopädie

Donnerstag, 25. Mai 2006

Einleitung

Bemerkung: Ich habe mich im Zusammenhang mit einer Hausarbeit mit dem Thema Suggestopädie befasst, und mit der Frage, inwiefern diese Lehrmethode an öffentlichen Schulen umgesetzt werden kann. Alles, was ich hier zur Umsetzung an Schulen veröffentlicht habe, ist allein meine Meinung und soll kein Angriff auf vorhandene Schulen sein!

An die Schule denkt die Mehrheit der Bevölkerung mit gemischten Gefühlen. Vor allem ältere Manschen haben die Schule als Ort von Zucht und Ordnung, Disziplin und Beschneidung kennen gelernt. Dank der vergangenen Bildungsreformen hat die Schule in dieser Hinsicht eine enorme Entwicklung durchgemacht, dennoch ist das Unterrichten an öffentlichen Schulen immer noch vielen Zwängen unterworfen, nicht zuletzt aufgrund der bildungspolitischen Vorgaben.

Dank der PISA-Studie wird die Bildungsreformdebatte von neuen Schlussfolgerungen bestimmt, die aber auf Ergebnisse warten lässt und durch Theorien des Managements statt durch Schüler und Schülerinnen bestimmt ist. Somit kann von einer Fortsetzung der Reformpädagogik keine Rede sein. Derzeit sind Schulen an Schulgesetze, Erlasse des Kultusministeriums und Lehrpläne gebunden, die sowohl den inhaltlichen als auch zeitlichen Rahmen vorgeben.

Wie kann man nun in diesem Rahmen agieren, weltweit wettbewerbsfähig sein, schülerorientiert Wissen vermitteln und auf die Schüler und Schülerinnen als Individuum eingehen?

Die Suggestopädie ist eine ganzheitliche Lehrmethode, mit dem Ziel, jeden Lernenden als Individuum zu betrachten, und darauf abgestimmt die optimale Möglichkeit der Wissensaufnahme bzw. der Aufnahme von Informationen und deren Verarbeitung zu finden. Mittels verschiedener Methoden soll das ganzheitliche Lernen angestrebt werden. Ist aber diese Form des Unterrichtens an öffentliche Schulen machbar oder gar sinnvoll? Kann man mit den bildungspolitischen Vorgaben diese Möglichkeit des Lehrens umsetzen?

Was ist Suggestopädie?

Hinweis: Die Quellen der direkten Zitate sind, soweit es Twoday zuließ, verlinkt, ansonsten findet ihr alle Quellen, auch die der indirekten Zitate, im Quellenverzeichnis.

Historisch
Dr. Georgi Lozanov, Arzt und Psychotherapeut, entwickelte zusammen mit seiner Partnerin Evalina Gateva den Grundgedanken für die Suggestopädie, eine Lehrmethode, die auch unter dem Begriff „Superlearning“ bekannt ist. Lozanov machte bei seinen Reisen die Beobachtung, dass Menschen bei höchster geistiger Konzentration sowohl mental als auch körperlich völlig entspannt waren. Dies ließ ihn annehmen, dass Informationen besser aufgenommen und verarbeitet werden können, wenn man sich in einem Zustand der völligen Entspannung befindet. Er gründete daraufhin in den 60´er Jahren das Institut für Suggestopädie in Sofia.

Begriffsbestimmung
Wie man fälschlicher Weise annehmen könnte, hat Suggestopädie nichts mit Suggestion zu tun. Es geht nicht darum Menschen etwas einzureden, sie zu überreden oder gar zu manipulieren. Es ist vielmehr abgeleitet von dem englischen Wort „to suggest“, was soviel bedeutet wie vorschlagen, anbieten. Daher versteht man unter Suggestopädie auch ganzheitliches Lernen. Man bietet dem Lernenden Möglichkeiten, die es ihm erleichtern, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Es geht bei der Suggestopädie nicht um schnelle und konsequente, sondern effektive und lang anhaltende Wissensvermittlung.

„ Für einen Suggestopäden stehen die Bedürfnisse der Teilnehmer im Mittelpunkt und nicht allein der Lehrstoff. Die Frage nach dem „Was braucht der Lernende um gut lernen zu können?“ bringt uns Suggestopäden viel weiter, als ein Streit um die richtige Methode.“

Ziel
Einfach ausgedrückt ist das Ziel der Suggestopädie das optimale Lernen für jedes Individuum, oder anders gesagt: „Gehirngerechtes Lernen“. Die beiden Hälften des menschlichen Gehirns erfüllen unterschiedliche Aufgaben. Während die linke Gehirnhälfte überwiegend für das logisch-abstrakte Denken zuständig ist, ist die rechte Gehirnhälfte für das kreativ-assoziative Denken zuständig. Lozanov war der Meinung, dass der Mensch nur einen minimalen Anteil seiner geistigen Fähigkeit nutzt. Dafür verantwortlich machte er die Tatsache, dass bei der herkömmlichen Lehrmethode vorwiegend die linke Gehirnhälfte angesprochen wird. Um das geistige Potential optimal auszunutzen, hat die Suggestopädie das Ziel, beide Hälften des menschlichen Gehirns in gleicher Weise zu stimulieren und zu aktivieren.

Methode
Die Methoden der Suggestopädie gehen auf die Bedürfnisse und Erfahrungen des Lernenden ein. Es werden soziale Probleme berücksichtigt und solche, die in der Motivation und der Psyche begründet sind. Wichtigster Ausgangspunkt ist die Entspannung. "Diese erreicht das Gehirn bei der Verarbeitungsrate Alpha (8 bis 12Hz): angenehme Entspannung, ruhig fließende Gedanken, Dösen, leichte Meditation."

Zu den Methoden gehören:
- Ausgewählte Musik
- Lernen mit allen Sinnen
- Suggestive (beeinflussende) Faktoren
- Ausgewogene Rhythmisierung
- Nutzung des Gruppenprozesses

Ausgewählte Musik
Musik hat auf die Menschen die unterschiedlichsten Auswirkungen. Sie kann ablenken, wenn es die „falsche“ Musik ist. Im Gegensatz dazu, kann die Wahl der „richtigen“ Musik entspannen, anregen oder angenehme emotionale Zustände hervorrufen. Diese Wirkung macht sich die Suggestopädie bei der Auswahl der Musik zu Nutze. Sie beeinflusst Herzschlag und Atemrhythmus und wirkt positiv auf das Verhalten und die Gefühle. Durch Tempo, Rhythmus, Lautstärke, Klangfarbe und –fülle kann man auf das Wohlbefinden der Lernenden Einfluss nehmen, sie auf zu vermittelnde Lerninhalte einstimmen.

Lernen mit allen Sinnen
Informationen werden mit allen Sinnen wahrgenommen und ermöglichen es dem Gehirn, diese Wahrnehmungen zu verarbeiten, bewusst und unbewusst.

Man unterscheidet fünf Sinneskanäle:
- visueller Kanal (sehen)
- auditiver Kanal (hören)
- kienästhetischer Kanal (fühlen)
- olfaktorischer Kanal (riechen)
- gustatorischer Kanal (schmecken)


Informationen, die auf verschiedenen Kanälen vermittelt werden, können leichter aufgenommen werden, wobei jeder Mensch individuelle Lernweisen bevorzugt. So gibt es visuelle, auditive und kienästhetische Lerntypen, die von unterschiedlichen Lehrmethoden profitieren. Der visuelle Lerntyp profitiert von anschaulichen Präsentationen, Skizzen, Diagrammen, Videos. Der auditive Lerntyp profitiert von Gesprächen, Dialogen, Geschichten und Erzählungen. Der kienästhetische Lerntyp profitiert von Experimenten, learning by doing, Lernen in der Gruppe. So kann ein zu vermittelnder Lerninhalt beispielsweise durch Spiele, Metaphern, Geschichten oder künstlerische Elemente gefestigt oder optimal zur Verfügung gestellt werden.

Suggestive Faktoren
Angst, Stress und negative Selbsteinschätzung verhindern die optimale Informationsaufnahme. Daher ist es wichtig, diese hemmenden Lernbarrieren zu durchbrechen. Das kann durch die persönliche Ausstrahlung des Lehrenden, durch Ermutigung oder durch Arbeit mit Stärken und Schwächen geschehen. Dabei spielt die Erkenntnis, um welche Blockade es sich handelt, eine zentrale Rolle. Auch kann die Umgebung, in der Informationen aufgenommen und verarbeitet werden, entscheidend sein. „Hier sollte man Faktoren wie Lichtintensität, farbliche Gestaltung, Tischanordnung und Gerüche berücksichtigen, die die Lernleistung beeinflussen können.“

Ausgewogene Rhythmisierung
Darunter versteht man den optimalen Wechsel von aktiven und passiven Phasen. Durch diesen Wechsel wird dem Lernenden ermöglicht, aus der Vielfalt der eingesetzten Medien oder Methoden den optimalen Nutzen zu ziehen. So folgt auf die Entspannung die Aktivität, auf die Aktivität die Entspannung, so wie in der Natur auch stets ein Wechsel vollzogen wird: Auf den Tag folgt die Nacht, auf den Frühling der Sommer. Zu lange Phasen der Aktivität oder Passivität stören das Wohlbefinden, sie ermüden, sie schläfern ein, beides hemmt die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen.

Nutzung des Gruppenprozesses
Getreu dem Motto: „Niemand weiß alles, aber alle wissen etwas!“, hat Teamarbeit einen wesentlichen Anteil am Erfolg. Werden Informationen gemeinsam erarbeitet, in der Gruppe diskutiert, Erlebnisse und Erfahrungen untereinander ausgetauscht, so trägt es wesentlich dazu bei, das Gelernte, Gehörte oder Gesehene zu festigen, besser zu verarbeiten, im Gehirn zu verankern, Verknüpfung herzustellen.

Anwendungsmöglichkeit im Unterrich

Nachdem nun die Methodik der Suggestopädie geklärt ist, gilt es zu überprüfen, in welchem Rahmen diese Lehrmethode im Unterricht an öffentlichen Schulen, beschränkt auf die Primarstufe (PS) und die Sekundarstufe I (Sek I), anwendbar ist. Um den optimalen Nutzen aus Informationen zu ziehen, ist es notwendig, die zu vermittelnden Inhalte für mehrere Sinneskanäle zur Verfügung zu stellen, und den Lernenden in die für ihn perfekte Grundstimmung zu versetzen.

Suggestive Faktoren im Klassenraum
An den meisten Schulen wird ein Großteil der zu unterrichtenden Fächer im Klassenraum gegeben. Zu diesen Fächern gehört nach Lehrplan für die PS: Deutsch, Evangelische Religion, Heimat- und Sachunterricht (HSU) und Mathematik. Für die Sek I handelt es sich um die Fächer: Deutsch, Dänisch, Englisch, Erdkunde, Evangelische Religion, Französisch, Geschichte, Mathematik und Wirtschaftstheorie und Politik (WiPo). Für diese Fächer ist es möglich, den Klassenraum so zu gestalten, dass er eine angenehme Atmosphäre bietet. Man kann ihn zusammen mit den Schülerinnen und Schülern einrichten und gestalten, oder sich auf das Raumkonzept der Suggestopädie beziehen.

Weitere suggestive Faktoren sind Angst, Stress und negative Selbsteinschätzung. Diese hemmenden Lernbarrieren gilt es zu durchbrechen. Das setzt eine der wichtigsten Kompetenzen des Lehrenden, also der Lehrerin oder des Lehrers, voraus. Es liegt an ihr/ihm zu erkennen, welche Blockade die Schülerinnen oder Schüler haben, um diese gezielt anzugehen, z.B. durch Gespräche, Schaffung von Vertrauen, Ermutigung und Arbeit mit Stärken und Schwächen.

Auswahl von Musik
Wie im Vorfeld schon festgestellt, hat die Musik eine beeinflussende Wirkung. Man kann mit bestimmten Musikrichtungen eine Grundstimmung schaffen, die dem zu vermittelnden Lernstoff förderlich ist. So kann man bei der Buchbesprechung im Deutschunterricht die Szenerie durch abgestimmte Musikbeiträge untermauern.

Lernen mit allen Sinnen
Lerninhalte aufzubereiten und somit für mehrere Sinneskanäle zur Verfügung zu stellen, ist durchaus möglich. Die meisten Schulen stellen viele Medien zur Verfügung, die zur Nutzung durchaus geeignet sind. Zu diesen Medien gehören unter anderem: Overheadprojektor (OHP), Tafel, Filme (Video, DVD), Kassettenrecorder, Beamer und Computer (PC), wobei diese Medien sowohl den visuellen Kanal, als auch den auditiven Kanal ansprechen. Bei dem OHP wird durch Folien visualisiert und durch das Vortragen oder Erklären der Folien auch der auditive Kanal angesprochen. Das gleiche gilt für Darstellungen an der Tafel, mittels Beamer oder PC. Filme zu Unterrichtseinheiten sind meistens vertont. Ist dies nicht der Fall, so liegt es bei dem Lehrenden, dies durch Erzählung/Vortrag zu ergänzen. Wählt der Lehrende eine Audiokassette oder Audiodatei, so kann man den Inhalt durch bildliche Darstellung, mittels OHP oder Beamer, ergänzen.

Um auch die anderen Sinneskanäle anzusprechen, muss das jeweilige Thema der Unterrichtseinheit genauestens geprüft werden. Oft gelingt es, weitere Möglichkeiten zu finden, Inhalte über einen zusätzlichen Sinneskanal zu vermitteln. Typische Beispiele finden sich in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, Chemie aber auch HSU. So kann in der Physik durch Schülerexperimente der kienästhetische Kanal angesprochen werden, in der Chemie der kienästhetische, olfaktorische und gustatorische Kanal. Wichtig: Hierbei hat man immer die „Richtlinien zur Sicherheit im naturwissenschaftlichen Unterricht“ einzuhalten.

Rhythmisierung im Unterricht
Ein Medienwechsel kann schon für einen Wechsel von der aktiven zur passiven Phase führen. So kann man nach einer Darstellung an der Tafel (passive Phase), dieses Tafelbild übernehmen/abschreiben lassen (aktive Phase). Man kann nach der Vermittlung von theoretischem Grundwissen (passive Phase) durch Schülerexperimente (aktive Phase) die erlangte Information verifizieren (die Wahrheit eines Sachverhalts nachweisen/bestätigen).

Gruppen-, Partner- und Teamarbeit
Diese Methode lässt sich in allen Fächern anwenden. Es werden Sachverhalte zusammen erarbeitet, ausgewertet und präsentiert. Hier ist es notwendig, den zu vermittelnden Stoff so aufzubereiten, dass er für Gruppen- oder Partnerarbeit geeignet ist. Das kostet unter Umständen einige Mühen und Einfallsreichtum, ist aber eine gute Alternative zu dem ansonsten sehr frontal ausgerichteten Unterricht.

Problematik bei der Umsetzung der Methoden

Suggestive Faktoren im Klassenraum
So schön die Vorstellung auch ist, den Klassenraum angenehm zu gestalten, so ist die Umsetzung doch mit einigen Problemen behaftet. So sind in der Regel die Wände in allen Räumen einheitlich gestrichen, eine individuelle Wandfarbe sprengt das Schulbudget. So muss man auf dekorative Mittel zurückgreifen, die jedoch nicht ganz dem Konzept der Suggestopädie entsprechen. Was dem einen gefällt, ist für den anderen unter Umständen eine Zumutung. Hier eine Übereinkunft zu treffen, die jedem gefällt, ist schwer, zumal die Klassenstärke in den meisten Schulen bei 20 bis 30 Schülern liegt. Auch ist es an vielen Schulen so, dass die Klassenräume nach ein bis zwei Schuljahren gewechselt werden, so dass ein erheblicher Zeitaufwand entsteht, um den neuen Raum erneut zu gestalten. Das kostet wichtige Zeit, die man mit dem Vermitteln von Wissen verbringen kann. Neben Klassenräumen gibt es auch noch die Fachräume. Zu den Fachräumen gehören in der PS: Musik, Sport, Technik, Textillehre, Kunst; in der Sek I: Biologie, Chemie, Haushaltslehre, Kunst, Musik, Physik, Sport, Technik, Textiles Werken. Diese Räume werden von allen Klassen genutzt, also kann hier von einer individuellen Gestaltungsmöglichkeit keine Rede sein.

Ein weiteres Problem ist die Kompetenz des Lehrenden. Auch wenn es wünschenswert ist, dass eine Lehrkraft die Position der Vertrauensperson einnimmt und über eine hohe soziale Kompetenz verfügt, sieht es in der Realität meist anders aus. Ein Großteil der Lehrerschaft
besteht noch aus Lehrerinnen und Lehrern der „alten Schule“, die Zucht und Ordnung, Disziplin und Anstand für wichtiger halten, als pädagogisch wertvolle Wissensvermittlung.

Und haben Lehrerinnen und Lehrer dennoch die Kompetenz auf ihre Schülerinnen und Schüler in der Weise einzugehen, dass sie individuelle Bedürfnisse wahrnehmen, ist dies durch die Anzahl der Schüler und den damit verbundenen Zeitaufwand schwer realisierbar.

Auswahl von Musik
Der Einsatz von Musik kann in der Schule zumindest zum Teil realisiert werden. Sie ist sowohl zur Schaffung von Grundstimmung geeignet, als auch zur Untermalung von Lerninhalten. Was aber passiert, wenn im benachbarten Klassenraum die Grundstimmung Wut hervorgerufen werden soll, im eigenen aber Entspannung? Schalldichte Klassenräume sind nicht vorhanden, außer vielleicht im Musiksaal. Darüber hinaus kann die gewählte Musikrichtung für den einen die „richtige“ Musik, für den anderen die „falsche“ sein, und wählt man zur Entspannung klassische Musik, kann man die Belustigung der meisten Schülerinnen und Schülern von den Augen ablesen.

Lernen mit allen Sinnen
Diese Art Wissens zu vermitteln, sollte sich jeder Lehrenden zu Herzen nehmen. Sie ist effektiv und fördert die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen erheblich. Zudem ist sie im Unterricht durchaus umsetzbar, in einigen Fächern leichter (Naturwissenschaften), in einigen Fächern schwerer (Sprachen). Eine Problematik bei dieser Methode ist der Zeitfaktor. Der Zeitrahmen, der durch den Lehrplan für die unterschiedlichen Unterrichtseinheiten vorgegeben wird, ist knapp bemessen, so dass man hier gezwungen ist, eine Auswahl z.B. an Experimenten im Physik- oder Chemieunterricht zu treffen. Der Lehrende wird beschnitten in seiner Methodik, der Lernende wird betrogen um das Recht, selbst Erfahrungen machen zu dürfen. Dennoch ist es möglich, Informationen für mehrere Sinneskanäle zur Verfügung zu stellen, wenn auch nur in eingeschränktem Rahmen.

Eine andere Problematik ist die persönliche Neigung der Schüler. Die Klassengemeinschaft setzt sich aus verschiedenen Lerntypen zusammen, die oftmals nicht alle durch die gewählte Methode der Stoffvermittlung angesprochen werden. Auch hier kommt erneut die Problematik der großen Klassenstärke zum tragen.

Rhythmisierung im Unterricht
Vor allem Kinder brauchen den Wechsel der Phasen. Über einen längeren Zeitraum stillsitzen und zuhören entspricht nicht dem Bedürfnis von aktiven, neugierigen Kindern. Um das Bedürfnis der Bewegung zu befriedigen, kann nicht allein der Sportunterricht ausreichen. Man kann durch das gezielte Einbauen von Bewegungsübungen eine Unterrichtsstunde entzerren, die „Lebensgeister“ der Schülerinnen und Schüler wecken. Außerdem kann man, wie schon im Vorfeld erwähnt, durch einfachen Medienwechsel eine Änderung der Phase (aktiv und passiv) herbeiführen. Stellt das in vielen Unterrichtsstunden kein Problem dar, kann es dennoch bei der Umsetzung zu Problemen führen. Eine Schulstunde dauert regulär 45 Minuten. Je nach Thema sind die Phasen der Einarbeitung, Erarbeitung, Umsetzung, Reflektion und Wissensfestigung unterschiedlich lang, erstrecken sich evtl. auch auf folgende Unterrichtsstunden. So kann es vorkommen, dass sich z.B. die Phase der Einarbeitung auf eine ganze Unterrichtsstunde konzentriert, und unter Umständen kein Wechsel von aktiver und passiver Phase erfolgen kann.

Gruppen-, Partner- und Teamarbeit
In vielen Fächern kommt diese Methode schon zum Einsatz. Man sollte jedoch beachten, dass man die Bedingungen der Klasse bei der Planung einer Gruppen- oder Partnerarbeit berücksichtigt. Zu große Gruppen können dazu führen, dass das gewünschte Ziel nicht erreicht wird. Bei einer Klassenstärke von 30 Schülerinnen und Schülern steht oftmals nicht genug Material für ausreichend viele Gruppen zur Verfügung, so dass man gezwungen ist, die Gruppen größer zu wählen, als sinnvoll ist. Bei der Zusammensetzung der Gruppen muss beachtet werden, dass nicht ein Gruppenmitglied die Aufgaben aller übernimmt.

Darüber hinaus kosten Gruppenarbeiten Zeit. Die Gruppen müssen zusammengestellt, die Aufgabenverteilung erläutert werden. Material muss unter Umständen selbst angefertigt werden. Hier erneut die einschränkenden Faktoren: Klassenstärke, Schulbudget und Zeit.

Schlussfolgerung
Wenn auch einige Elemente der Suggestopädie in den Unterricht an öffentlichen Schulen einfließen können, so ist es nicht realisierbar, den Unterricht ausschließlich auf dieser Lehrmethode aufzubauen. Die hohe Klassenstärke, das geringe Budget der Schule, die zeitlich begrenzten Unterrichtseinheiten, die starren Vorgaben der zu vermittelnden Themen und nicht zuletzt fehlendes oder zu geringes Engagement einiger Lehrerinnen und Lehrer führen dazu, dass diese Methode zum Scheitern verurteilt ist. Die einzige Möglichkeit der nahezu vollständigen Umsetzung der Suggestopädie besteht in Projektarbeiten, in denen die Anzahl der Schülerinnen und Schüler begrenzt, das Thema frei wählbar, und keine Vorgabe von zeitlichen Rahmen gegeben wird.

Wenn sich die Suggestopädie auch in Kursen der Volkshochschule (VHS), bei Aus- und Fortbildung von Fachkräften oder Fremdsprachenkursen durchsetzen mag, so sehe ich die Anwendung an Schulen auf absehbare Zeit nicht, begründet in unüberwindbaren Problemen in der deutschen Bildungspolitik.

Quellenverzeichnis

Lernwerkstatt Suggestopädie
(17.05.2006)

Sprachenschule München – PLS LernStudio
(17.05.2006)

Wikipedia
(14.05.2006)

Werkstatt für neue Lernkultur
(17.05.2006)

Zentrum für Suggestopädie in Reutlingen
ILISA Intensives Lernen in spielerischer Atmosphäre

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